Die nächste Krise
Vor etwa einem Jahr habe ich das Thema Vertrauen betrachtet. Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Vertrauen ist oder wie wichtig es ist, Vertrauen zu entwickeln. Diese Zeit ist noch nicht einmal zu Ende, da sucht uns etwas heim, von dem wir nicht dachten, dass es je wieder geschehen könnte. Krieg in Europa. „Nie wieder Krieg“ hieß die Erzählung der vergangenen Jahrzehnte. Nun sind die meisten von uns nicht direkt betroffen, doch die Auswirkungen sind sehr nah. Näher als sie uns bei den vielen anderen Konfliktherden auf der Erde schienen. Eine aktuelle Trendstudie „Jugend in Deutschland – Sommer 2022“, die am 3. Mai 2022 veröffentlicht wird, zeigt, dass rund 68 Prozent der befragten 14- bis 29-Jährigen Angst vor einem Krieg in Europa haben.
„Ein Krieg, der Wohlstand und Zukunftsperspektiven infrage stellt, war für viele junge Menschen in Deutschland bisher unvorstellbar.“ (Tagesspiegel und Presseportal)
Und für viele ältere sicher auch.
Definitionen
Und jetzt kommt die Zuversicht ins Spiel, die meines Erachtens noch weiter geht als das Vertrauen. Zuversicht geht oft einher mit Beschreibungen wie * Zutrauen,
* Zufriedenheit, * Zukunftsglaube, * Lebensfreude, * Lebensmut, * Lebensbejahung.
Der Duden sagt, Zuversicht sei „das feste Vertrauen auf eine positive Entwicklung in der Zukunft, auf die Erfüllung bestimmter Wünsche und Hoffnungen“ (Duden).
Zuversicht schaut nicht nur auf eine Person, eine Sache, eine Verlässlichkeit – wie es das Vertrauen tut. Zuversicht schaut in die Zukunft. Und auch wenn die Blickrichtungen andere sind, so ist das Handwerkszeug doch ganz ähnlich, mit dem wir unterwegs sein können, um uns in Zuversicht zu üben.
Wie so oft ist die Gegenwärtigkeit eine gute Hilfe. Denn auch wenn Zuversicht in die Zukunft schaut, so hilft das nicht-wertende, offene und gegenwärtige Bewusstsein dabei, in der eigenen Mitte zu bleiben. Schwierige oder angstmachende Situationen können Sie so besser durchleben und bewältigen.
Übungen
Wenn Sie üben wollen, schauen Sie in den Beitrag zum „Vertrauen“ .
Und vielleicht hilft auch das:
- Umgeben Sie sich mit Menschen, die Ihnen guttun.
Das kann trotzdem heißen: Setzen Sie sich auch mit kritischen Stimmen auseinander. Eine gute, wertschätzend geführte politische Diskussion kann sehr energetisierend sein, wenn jede Meinung gesagt werden darf, und viele Argumente gehört werden. Genauso kräftezehrend können negative Menschen wirken, die nur schwarzsehen und Sie emotional „runterziehen“.
- Entscheiden Sie sich für Ihren Weg.
Wollen Sie zuversichtlich sein? Verlangt dies auch ein Handeln, vielleicht ein Helfen? Tun Sie es! Wenn das Handeln aus Meditieren und einer stillen Auseinandersetzung mit sich und der Situation besteht: Tun Sie es. Oder wenn es für Sie wichtig ist, Gemeinsamkeit zu erleben: Tun Sie auch das.
Und dann noch Bitte von Hilde Domin
Wir
werden eingetaucht
und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen
Wir werden durchnäßt
bis auf die Herzhaut
Der Wunsch nach der Landschaft
diesseits der Tränengrenze
taugt nicht
der Wunsch den Blütenfrühling zu halten
der Wunsch verschont zu bleiben
taugt nicht
Es taugt die Bitte,
daß bei Sonnenaufgang die Taube
den Zweig vom Ölbaum bringe
Daß die Frucht so bunt wie die Blume sei
daß noch die Blätter der Rose am Boden
eine leuchtende Krone bilden
Und daß wir aus der Flut
daß wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen
immer versehrter und immer heiler
stets von neuem
zu uns selbst
entlassen werden
Foto privat