Dieser Beitrag erschien auch auf der Seite der AG Achtsamkeit, Eberstadt https://www.ag-achtsamkeit.org/2024/09/15/mitgefuehl-auf-reise
Die Pflanzen grünen
durch Wasser und Sonne.
Wenn der Regen des Mitgefühls fällt,
wird selbst eine Wüste zum
großen grünen Ozean (Thich Nhat Than)
So konnte der Bus geflutet werden, mit Mitgefühl meiner weinenden Tochter gegenüber. Sie war sehr unglücklich mitten in Ruanda in einem Bus mit lauter fremden Menschen. Wir wollten reisen in einem fernen Land und hatten uns für die Fahrt mit dem Bus von Kibuye nach Nyanza entschieden. Wenige Plätze waren noch frei, wir mussten die nehmen, die wir bekamen. So wurde es der Mittelgang, dort konnten wir nicht nebeneinander sitzen, sondern wir saßen auf den Klappsitzen in der Mitte, einer hinter dem anderen. Das Gepäck war unter den Sitzen verstaut, wir wurden ausreichend bestaunt, dass wir wie die Einheimischen reisten, der Bus wollte starten, gleichzeitig startete ihr Weinen, tiefer Schmerz des Allein gelassen seins, mitten in diesem Bus. Meine Hand auf dem Rücken genügte nicht, die Hand ihres Vaters, die er von vorne reichte, auch nicht.
Rechts und links, vorne und hinten, staunende das Spektakel betrachtende Menschen. Der Busfahrer wollte los, zögerte ob des fGeheuls. Wir Erwachsenen ratlos, wir wollten unsere Sitzplätze und diese Fahrt nicht aufgeben, hatten auch nicht mit dieser Verzweiflung gerechnet, fanden keine tröstenden Worte für unser doch großes Kind.
Da rührte sich die alte Frau neben mir auf dem Fensterplatz und gab mir mit Händen und Füßen zu verstehen, dass sie den Platz mit meiner Tochter tauschen würde. Mitgefühl – sie hatte über alle Sprachen hinweg verstanden, wie einsam sich mein Kind fühlte. Mitgefühl – trotz des schwierigen Unterfangens in dieser Enge den Platz zu tauschen, nahm sie es auf sich. Mitgefühl – sie hatte den bequemen Einzelplatz am Fenster aufgegeben gegen den klapprigen Mittelsitz. Mitgefühl – sie freute sich, als unserer Tochter ein Lächeln entsprang. Mitgefühl – weil mir erst durch dieses Angebot gewahr wurde, wo der Schmerz meiner Tochter herkam.
Dankbarkeit, dass wir alle (mit-)fühlen und handeln können.
Murakoze – Danke!
Foto: privat